Geschichte und Kultur Kolumbiens

Die kolumbianische Kultur formt sich mit den Vermächtnissen der indigenen Gemeinden, die in diesem Territorium schon in uralten Zeiten gesiedelt haben, mit den spanischen Traditionen, die während der Zeiten der Kolonisation übernommen wurde und den afrikanischen Bräuchen, integriert durch die Sklaven, die auch mit den Spaniern gekommen sind. Diese Mischung verschiedener Kulturen bildet eine Gesellschaft mit ähnlichen Eigenschaften, wie in vielen anderen lateinamerikanischen Ländern, aber gleichzeitig findet man große Kontraste. Tatsächlich ist es so, dass im gesamten kolumbianischen Territorium ein Reichtum an  Strömungen innerhalb der verschiedenen Regionen bestehen. Die geografische Vielfältigkeit – man kann von tropischen Stränden bis zu schneebedeckten Bergen über 5000m alles entdecken – und die natürliche Isolierung einiger Zonen konnten diese Diversität begünstigen.

Lauf der Geschichte

Periode 1: Die indigenen Gruppen

Vor ca. 12.000 Jahren kamen die ersten Siedler nach Kolumbien. Sie sind im östlichen Teil der karibischen Küste ins Territorium eingedrungen. Verschiedene Gruppierungen haben sich langsam ins Landesinnere weiterbewegt, und dann die Andenkordilleren besiedelt. In dieser Phase wechselten einige Gruppen vom Nomadentum zu festen Siedlern und lebten in Jäger-und-Sammler Gemeinschaften, andere wiederum bevorzugten weiterhin die ständige Bewegung und das Umherziehen.

Die in der Region gefundenen Keramiken, die zu den ältesten in der Neuen Welt gehören, werden auf ein Alter von etwa 5000 Jahren geschätzt. Vor etwa 3.000 Jahren begannen die ersten indigenen Gruppen ein politisches System namens Cacicazgos auszuformen, angeführt wurden sie von den Caciques, angeordnet in einer hierarchischen Machtstruktur. Die beiden stärksten Kulturen mit dem fortschrittlichsten dieser Systeme waren die Taironas im karibischen Sektor und die Chibcha in den Hochebenen bei Bogotá. Beide gehörten zur Sprachfamilie der Chibcha, diese Kultur wird als das Volk in Südamerika angesehen, die nach den „Inka“ das höchst entwickelte politische System hatten.

 

Periode 2: Die Kolonisation durch die Spanier

  1. "Die Entdeckung": Beginnt mit dem Ankommen des italienischen Seefahrers Christoph Kolumbus in Amerika, er schiffte 1492 unter spanischer Flagge im Dienste der Krone. Er wurde konfrontiert mit vielen präkolumbianischen Völkern. Im Anschluss am Anfang des    16. Jh. erkunden die Spanier das neue Territorium. In den vielen Begegnungen mit der indigenen Bevölkerung, war ihnen vor allem die vorhandenen Ressourcen in Mineralien und in der Forstwirtschaft wichtig, die sie für eigene Zwecke nutzen wollten.
  2.  Die Eroberung: Der größere Anteil der Bevölkerung des Landes bestand zu dieser Zeit aus den Stämmen der Chibcha und der Carib, die aktuell einfach als karibische Stämme bekannt sind. Diese wurden von den Spaniern durch kriegerische Auseinandersetzungen und der Bildung von Allianzen nach und nach erobert. Gleichzeitig wurde die Bevölkerung insgesamt stark dezimiert durch die Einschleppung von Krankheiten, wie den Pocken, Masern, Grippe und der Cholera und darüber hinaus durch die weitläufigen ethnischen Säuberungen. In dieser Phase berauben die Spanier das indigene Volk, sie nehmen ihnen das Land, als auch ihre Güter, jegliche Vermögenswerte und Ressourcen. Anfang des 16. Jahrhunderts begannen die Spanier damit, größere Menschenmengen zu versklaven und nach Europa zu bringen. Ab den 30er Jahren unterwarf schließlich der Spanier Gonzalo Jiménez de Quesada weite Gebiete des heutigen Kolumbiens. Beispielsweise gründete er 1538 mit dem Deutschen Federmann die Stadt Bogotá. Unter dem Namen Nueva Granada wurden diese neuen Ländereien vom spanischen Vizekönigreich Peru aus verwaltet.
  3.  Die Kolonie: Die Spanier stärken ihre Macht, indem sie immer mehr Territorium an sich rissen. 1717 wurde Neu-Granada eigenständiges Vizekönigreich, zu ihm zählten neben Kolumbien auch Ecuador, Panama und Venezuela. Bedingt durch die blutigen Auseinandersetzungen, eingeschleppte Krankheiten und den Umstand, dass die indigenen weniger kräftig waren, wurden in dieser Zeit Menschen vom afrikanischen Kontinent als Sklaven eingeführt. Dadurch bedingt entstand eine große kulturelle Mischung zwischen Indigenen, Spaniern und Afrikanern. Die Ökonomie stützte sich in dieser Zeit auf den Abbau von Gold und Silber, und den Anbau von Tabak und der Indigopflanze. Der Naturforscher und Geograph Alexander von Humboldt besuchte im Auftrag Spaniens im Jahre 1801 Kolumbien. Er führte Ortsbestimmungen, Pflanzendefinitionen und Höhenmessungen durch und begründete so in seinen weiteren Arbeiten u.a. die moderne Pflanzengeographie und Landeskunde.

 

Periode 3: Unabhängigkeit und Republik

Im 19. Jh. kam es zu sehr vielen Auseinandersetzungen und zu großen Veränderungen im Land. Begonnen mit den Schreien nach der Unabhängigkeit ab 1810, nachdem St. Domingo (das heutige Haiti) im Jahre 1804 unabhängig wurde. Dieses nun freie Land wurde zum großen Unterstützer von den beiden Führern, Simón Bolivar und Francisco de Paula Santander und halfen bei dessen Rebellion. Der Konflikt wurde zufriedenstellend beendet im Jahre 1819 mit der großen Schlacht von Boyacá, geleitet vom Befreier Simón Bolivar, worauf direkt die Gründung der Republik Großkolumbiens erfolgte. 1821 trafen sich die Abgeordneten von Neugranada in Cucutá mit dem Ergebnis des Zusammenschlusses von Panamá, Kolumbien, Ecuador und Venezuela zu la Gran Colombia (Das große Kolumbien), als einer bundesstaatlichen Vereinigung. In der gleichen Verfassung wurde die ley de vientre (Gesetz des Leibes) beschlossen, was allen Nachfahren der afrikanischen Sklaven unter 18 Jahren die Freiheit gewährte. Der Venezolaner Simón Bolivar wurde in diesen Zügen der erste Präsident Kolumbiens, sein Weggefährte Francisco de Paula Santander wurde unter ihm zum Vizekanzler. Bedingt durch die schnelle Unabhängigkeitsbewegung in Ecuador und Venezuela zerfiel die Republik bald, die sich zunächst über den gesamten Raum Neu-Granada ausbreitete. Nach Jahrzehnten innenpolitischer Kämpfe um eine zentralistische oder föderalistische Staatsform setzten sich die Zentralisten durch. Im Jahr 1863 entstanden die Vereinigten Staaten von Kolumbien und 1886 die Republik Kolumbien. 1899 frischten die Auseinandersetzungen zwischen Zentralisten und Föderalisten nochmals auf und endete im Krieg der 1000 Tage, mit dessen Ende sich 1903 Panama als eigenständiger Staat löste. Grund war die Weigerung der kolumbianischen Regierung, den von den USA erwünschten Panamakanal zu bauen. Daraufhin drängte die USA Panama in die Unabhängigkeit, um das Projekt realisieren zu können.

 

Kolumbien im 20. Jahrhundert

Nicht sehr viel später herrschte in Kolumbien ein recht stabiles politisches System, denn in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts übernahmen die Liberalen die Regierung in Kolumbien und eine ihrer ersten Aktivitäten war die Einleitung von Reformen. Steuer-, Arbeits- und Sozialgesetze wurden in Bezug auf die Schaffung von mehr Rechten für die Bevölkerung überarbeitet. Doch diese Umschwünge verschärften den Konflikt zwischen Liberalen und Konservativen erneut, sodass im Jahr 1948 ein offener Bürgerkrieg ausbrach. Dieser endete in der Katastrophe mit ca. 200.000 verlorenen Menschenleben und ca. 800.000 Heimatvertriebenen. Diese Periode wurde La Violencia (die Gewalt) genannt. Als 1950 die Liberalen keinen Kandidaten zur Wahl stellten übernahm der extrem konservative Diktator Laureano Gómez die Macht. 1953 wurde Gómez durch einen Putsch abgesetzt. Verantwortlich war Gustavo Rojas Pinilla, Chef der Streitkräfte, dieser beendete den Bürgerkrieg und errichtete ein Militärregime, das 1958 von einer Regierung der Nationalen Front abgelöst wurde, die zu gleichen Teilen aus Konservativen und Liberalen bestand.

 

Bedingt durch die wechselnde Präsidentschaft konnten in gewissen Bereichen große Fortschritte erzielt werden, jedoch blieben einige soziale und politische Problematiken auf der Strecke. Daraus erwachsend und von marxistischen Grundsätzen angetrieben bildeten sich viele Guerilla Gruppen wie die FARC, die ELN oder die M-19, die den politischen Apparat bekämpften. Im Laufe der 70er und 80er Jahre nahm in Kolumbien der illegale Drogenhandel ständig zu, durch unvorstellbar große Bewegungen von Kapital und Waffen nahm der Einfluss der Drogenkartelle immer mehr zu. Nennenswert sind hier das Medellin Kartell unter Pablo Escobar und das Cali Kartell, welche einen großen Einfluss auf politischer, wirtschaftlicher und sozialer Ebene während dieser Periode erreichten. Die Gewaltpräsens stieg in diesen Jahren besorgniserregend an, viele Journalisten und Regierungsbeamten wurden getötet. In 80er Jahre kam es zum Aufstieg von rechtsextremen paramilitärischen Gruppen, die allein geformt wurden, um gegen die linken Rebellen zu vorzugehen. Leider verschonte auch diese Bewegung die Zivilbevölkerung nicht. Beide, sowohl linke als auch rechte Guerillas nutzten den Drogenhandel als Basis und Finanzierungsquelle.

 

Im Jahr 1986 wurde der Liberale Virgilio Barco Vargas zum Präsidenten gewählt. Darauf folgend, vier Jahre später, wurde er von César Gaviria Trujillo (auch Liberaler) abgelöst. 1990 kam es zum Entwurf einer neuen Verfassung, den Grundstock lieferte die verfassungsgebende Versammlung, zu der unter anderem auch Mitglieder der M-19-Gruppe zählten. Im Vordergrund standen die Verankerung der Menschenrechte, sowie Bürgerrechte und weiterhin die Sicherung der Gesundheitsversorgung und der sozialen Sicherheit. Das Dokument trat am 5. Juli 1991 in Kraft.

 

Einer der ersten Präsidenten, die konkrete Pläne für eine Lösung des stattfindenden Konflikts vorlegten war Andres Pastrana. Geschwächt durch den Drogenhandel und den Aufständen der Guerilla war er der Meinung man könne nicht für immer kämpfen und stattdessen im Gegenzug für einen Friedensvertrag den Guerilla große Gebiete von Land übergeben. Sodass sich in den Jahren 1998 bis 2002 erste Verhandlungen ergaben mit der Guerillatruppe FARC. Er startete die Initiative Plan Kolumbien, die sowohl die bewaffneten Konflikte beenden als auch eine starke Antidrogenpolitik erreichen sollte. Diese Strategie beinhaltete die Taktik, ganze Landstriche als demilitarisierte Zonen zu erklären, in denen sich keinerlei Soldaten, weder eigene noch gegnerische, aufhalten durften. Leider hatte die Regierung an dieser Stelle keinen langen Atem, denn als die Attacken der Drogenkartelle in diesen Gebieten nicht wie erwartet nachließen, schrieben sie die bisherigen Bemühungen als sinnlos ab und änderten wieder den Kurs.

 

Ein anderer Regierungsführer der allerdings sehr viel drastischer durchgriff war Álvaro Uribe Vélez, welcher im Mai 2002 als rechter Kandidat die Präsidentschaftswahlen gewann. Uribe, ehemaliger Gouverneur und Senator, als unabhängiger Kandidat angetreten, versprach gegen die linken Rebellen vorzugehen. In seiner Kampagne verfügte er eine Ausweitung der polizeilichen Befugnisse der Regierung und setzte das Land in einen begrenzten Notstand. Fazit bis Ende 2003 war ein leichter Rückgang der Gewalt im Land und die Rebellen mussten sich zurückziehen, dennoch blieben sie nach wie vor stark. Die allgemeine wirtschaftliche Lage in Kolumbien verbesserte sich und die Kokain-Produktion wurde mit amerikanischer, ökonomischer Hilfe verringert (Militärflugzeuge sprühten in großen Maße Gift auf die Koka-Felder und es wurde darüber hinaus auch manuell dafür gesorgt, dass Pflanzen vernichtet und Labors gesprengt werden). Wenige paramilitärische Kräfte stimmten einer Entwaffnung zu. Kritik kam von einigen Mitgliedern der UN, dass zum Erreichen eines Friedens viele Menschenrechte verletzt wurden. Jedoch ist es auch für sie nicht zu leugnen, dass durch den zunehmenden militärischen Druck bedeutende Verbesserungen erreicht wurden, die sich sehr positiv auf das Wirtschaftswachstum und den Tourismus ausgewirkt haben.

 

Der aktuelle Präsident Juan Manuel Santos Calderón führt seit November 2012 Friedensgespräche mit der FARC. Als Vorsitzender der rechtskonservativen U-Partei (Social de Unidad Nacional) ist er seit August 2010 Regierungsoberhaupt Kolumbiens. Langfristig soll es in den Gesprächen um die Entwaffnung der Rebellen und die Entschädigung der Opfer gehen.

Wurzeln einer Kultur

Einige der kulturellen Gruppen sind besonders hervorzuheben, sie werden charakterisiert durch ihre Region: die „Cachacos“ sind im „Altiplano cundiboyacense“ (Hochland von Cundinamarca und Boyacá) zu Hause; die „paisas“, angesiedelt in Antioquia und ihrer südlichen Gebiete; die „llaneros“, Einwohner der östlichen großen und flachen Ebenen; die „vallunos“, ansässig im „Valle de Cauca“; die „costeños“, Bewohner der karibischen Küste und die „santandereanos“, die Siedler im Santander und dessen Norden. All diese Gruppen zeichnen sich aus durch eine große kulturelle Verschiedenheit, welche Kolumbien zu einem faszinierenden Land macht und Neugier weckt zu erkunden, kennenzulernen und sich nach und nach seinen Einwohnern anzunähern.

Die kulturellen Manifestationen der Dörfer in Kolumbien, typischerweise sehr fröhlich und farbenfroh, werden ersichtlich in ihren Festen und dem Karneval, in denen selbstverständlich die Musik eine zentrale Rolle spielt. Ihre Wurzeln spiegeln sich auch in der Handwerkskunst, den archäologischen Stätten, oder auch in den Gemälden oder Statuen der großen Künstler wider. Die Lebensfreude der Kolumbianer spiegelt sich sehr intensiv in ihrer Musik wider. Der Rhythmus ist hier etwas, was man schon in Blut trägt, vor allem in den Regionen der pazifischen und karibischen Küste.

 

  • “La Cumbia”: Dieser Rhythmus, fundamental in der Musik der atlantischen Küste, ist der repräsentativste für Kolumbien in der Welt. Dieser wird gespielt mit einer Art Dudelsack, Trommeln, Rasseln und der „guacharaca“ (eine Art Reibestab).
  • „La salsa”: Mit kubanischen Wurzeln kam dieser Rhythmus nach Barranquilla. Richtig populär wurde er in den 60er Jahren, als Musiker aus Puerto Rico in der “Feria de Cali” (Salsa-Festival) spielten, in der Stadt die bekannt ist Welthauptstadt des „Salsa“ zu sein.
  • „El vallenato“: Dieser kolumbianische Rhythmus von der karibischen Seite verdankt seinen Namen dem Ort wo er geboren wurde, nämlich im „Valle de Upar“. Es wird gespielt mit einem Akkordeon, einer Trommel und wieder der „guacharaca“ (Reibestab). Unter den großen Kompositeuren sind Rafael Escalona und Alejo Durán. 

Kulinaria: Jede Region hat seine ganz eigene Weise die Gerichte zuzubereiten. Die Gastronomie ist ein weiterer Ausdruck der Diversität mit einigen sich überschneidenden Eigenschaften im gesamten Territorium. Der Mais ist eines der fundamentalen Zutaten in der kolumbianischen Küche, geschuldet der indigenen Vermächtnisse. Die Arepas, kleine Fladen gemacht aus Maismehl, sind eine der bekanntesten Speisen, innerhalb und auch außerhalb der Grenzen. Weitere typische Gerichte für Fleischliebhaber sind beispielsweise das Sancocho (Suppe mit „Platano“, Kartoffel, Yuca und Fleisch oder Hühnchen), Tamales (gemacht aus Maismehl mit Möhren, Kartoffel, Reis, Hühnchen, Schwein, Erbsen und verschiedenen Gewürzen, wird 3-4 Stunden gekocht in einem „Bijao-Blatt“), oder eine Empanada (frittierte Masse aus Mais, gefüllt mit Käse, Hähnchen, Rind mit Kartoffel, gereicht mit einer sehr scharfen soße aus „Aji“). Wenn man Fisch-Liebhaber ist, sollte man die Karibik- oder Pazifikküste unbedingt besuchen. Ein sehr populäres Getränk ist der Saft aus der Guanabana. Ein sehr gesunder Saft aus dem weißen Fruchtfleisch gewonnen, vermischt mit Wasser oder Milch. Die große Vielfalt an exotischen Früchten sollte man ausnutzen und viel probieren, wir finden vieles, was wir in Europa noch nie geschmeckt haben. Die Reichhaltigkeit und Auswahl ist so breit gefächert, dass sie teilweise außerhalb des Landes gar nicht bekannt sind, und dass einige von ihnen nur in bestimmten Regionen gegessen werden. Hinsichtlich der Getränke hat der Kaffee einen ganz besonderen Platz im Herzen der Kolumbianer. Sie sind große Liebhaber dieses Getränkes und seine Qualität ist exzellent, sodass kolumbianischer Kaffee von großen, internationalen Marken bevorzugt eingekauft wird.